Wir sollten darauf achten, etwas wirklich Gutes für Leib und Seele zu tun. Was dient meiner Erholung tatsächlich? Wodurch gewinne ich neue Kraft? Tagesimpulse von Anselm Grün
Resilienz: Kraft durch Krise (?)
Wer wäre nicht gern manchmal ein Stehaufmännchen? Mit „Resilienz“ bezeichnen Wissenschaftler, Mediziner und Psychologen die seelische Widerstands­fähigkeit eines Menschen, seine Kapazität, Krisen zu überstehen und sogar daran zu wachsen. Der Begriff hat in den vergangenen Jahren Karriere gemacht. Die Naturarzt-Redaktion befragte Prof. Dr. rer. pol. Jutta Heller (Hoch­schule für angewandtes Management Erding), was es damit auf sich hat.Naturarzt: Welche Faktoren in der Kindheit fördern Resilienz?
Prof. Heller: Emmy Werner, eine Entwicklungspsychologin aus den USA, fand in einer Langzeitstudie heraus, dass folgende Voraussetzungen in der Kindheit die Resilienzentwicklung begünstigen: Erstens, eine enge emotionale Beziehung zu mindestens einem Familienmitglied, wodurch das Gefühl von Zuverlässigkeit und Sicherheit aufgebaut werden kann. Zweitens, das Erleben von Akzeptanz und Respekt aufgrund eigenen freundlichen und offenen Verhaltens sowie des Anpackens und Lösens von Problemen. Und drittens, ein unterstützendes Umfeld in der weiteren Familie, der Schule oder auch in der Nachbarschaft.
Welche Faktoren sind beim Lernprozess als Erwachsener die maßgeblichen und wie können wir sie – bei uns selbst – fördern?
Akzeptanz, Optimismus, Selbstwirksamkeit (von seinen Kompetenzen überzeugt sein und Einfluss nehmen), Eigenverantwortung, Netzwerkorientierung (Kontakte pflegen, sich Unterstützung holen) sowie Lösungs- und Zukunftsorientierung.
Stichworte wie Optimismus, Lösungsorientierung oder auch Netzwerkorientierung klingen nach langfristiger „Arbeit an mir selbst“. Wenn ich ein Pessimist bin, scheue ich davor zurück …
Auch mit kleinen Resilienzübungen für zwischendurch können wir etwas für uns tun. Am einfachsten geht das mit Lachen, was Glückshormone produziert. Und wenn Sie mal nichts zu lachen haben, dann beißen Sie auf einen Bleistift. Der Effekt ist der Gleiche, da die gleichen Muskelgruppen und damit die Hormone angesteuert werden. Auch Power-Posing ist eine hervorragende Übung, um den inneren Hormon-Cocktail zu aktivieren: Durch bewusste Körperhaltung „so tun als ob“.
Resilienz heißt: Ich stehe (wieder) auf und gehe meinen Weg. Aber sicher nicht sofort, wenn ein Schicksalsschlag mich umgehauen hat. Was hilft mir in der ersten Phase?
Am Anfang ist es wichtig, sich zu stabilisieren und sich bewusst zu machen, was „heil“ geblieben ist. Einen großen Teil zur Stabilisierung trägt ein strukturierter Tagesablauf bei – und man sollte ganz kleine Schritte wählen. Kleine positive Dinge bewusst wahrnehmen, zum Beispiel die Tasse heißer Kaffee, der Sonnenschein, das Vogelzwitschern, ein heißes Bad – das hilft. Wenn man in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht hat, an einer Krise gereift zu sein, kann dieses Wissen optimistisch stimmen, dass das auch wieder in der aktuellen Situation der Fall sein wird.
Es handelt sich um (teils gekürzte) Auszüge. Lesen Sie das ganze Interview in Naturarzt 12/2014.
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